Sonnenwende und Kinderfest am 25.6.2022
Wer am Sonnabend den 25.6.2022 an der Jonsdorfer Hütte vorbei kam, der mag vielleicht gedacht haben, die Wildschweine werden im semiurbanen Raum jetzt mit Netzen gefangen. Zumindest musste man sich schon etwas Mühe geben, dem altgedienten Netz - was viele unserer älteren Vereinsmitglieder mit früheren Kinderfesten in Verbindung bringen - auszuweichen. Direkt daneben wurde mit dem Bogen geschossen, zwar nicht auf Wildschweine aber auf eine Zielscheibe. Stelzen laufen, Sandbeutel werfen, Klettern am Kletterturm, Mini Tischtennis, Dosenwerfen, Traktorrennen, Slackline, Bastelecke, Leiterbalancieren, Kind konnte sich gut vergnügen...
Damit die körperliche Leistung nicht einbrach, gab es genug Zuckernachschub in fester (Kuchen), flüssiger (Menschellimo vom Fass) und in wolkiger (Zuckerwatte) Form. Die Wiener Würstel, vom Kletterwettkampf vorherigen Wochenendes übrig geblieben, hatten bei uns keine Chance zu entkommen. Sogar gesundes Obst und Gemüse war reichlich vorhanden.
Nachdem wir beim Aufbau der ganzen Stationen von einem ausgewachsenen Starkregenereignis heimgesucht wurden, wobei sich alle auf höherliegende Elemente oder ins Auto retten mussten, hatten die 'Schlechtwetterleugner' zum Glück recht, es blieb bis in die Nacht trocken und wir konnten unser Kinderfest wie geplant feiern.
Zeitweise waren über 50 Personen anwesend, wobei für alle etwas dabei war, die Eltern sollten nicht nur mit Kuchen backen beauftragt werden, sie konnten sich auch kreativ betätigen oder im Bogenschießen üben.
Ab 18 Uhr brannte dann das Sonnenwendfeuer und das Publikum änderte sich zusehends, die Alten Herren kamen nach und nach herzu bis sie in schön großer Runde um das Feuer saßen. Erst noch die Stimme mit einem Bier ölen und mit einer Bratwurst fetten. Dann wurde zu den Klängen der Kläuse (Gitarre und Akkordeon) gesungen. Für viele der jüngeren und neueren Vereinsmitglieder eine interessante und auch faszinierende Erfahrung. So kamen einige Kinder in den Genuss nach dem Stockbrot am Feuer noch bis spät in der Nacht Glühwürmchen zu fangen, noch eine letzte Zuckerwatte – Zähne Putzen!! – und dann erschöpft in den Schlafsack zu kriechen. Zum Fenster herein wehten die Lieder vom Lagerfeuer: Berge, Freiheit, Kameradschaft, Heimat… Gute Nacht!
Mit wem ich auch sprach, fast alle waren voll des Lobes für diese gelungene Veranstaltung, die wir uns schon so lange gewünscht haben. Alle Altersgruppen zusammen vereint, viele staunen übereinander (die Jungen: so tolle Lieder, die Alten: seid ihr groß geworden...)
Bleibt noch ein großes Dankeschön an alle Helfenden bzw. Beteiligten: Danke für Kuchen, kräftige Hände, Material, Zeit, Ideen und für die unermüdlichen Musikanten.
Und: Wer nicht dabei war, hat was verpasst!
Bis zum nächsten Mal.
Burki
AN EINEM STRANG - Ein Erlebnisbericht.
Es ist Anfang September und wir sitzen auf warmen weichem Sandstein. Unsere Füße und Hände sind dreckig: Sand, Erde, Harz, Aluminiumstaub und Chalk - das Übliche. Und Schweiß. Über uns der blaue Himmel (wirklich, nicht nur für die Erlebnisberichtsromantik!) und vor uns die wunderschöne Aussicht auf die Burg Sloup mit dem Lausitzer Gebirge im Hintergrund. Postkartenatmosphäre vom Allerfeinsten. Und tatsächlich: Das Wetter ist super, die Leute nett und das Essen richtig lecker. Auf Tschechisch und Deutsch und auf Deutsch und Tschechisch besprechen wir das hinter uns liegende Wochenende und sagen und hören dabei in Varianten immer dasselbe: "Lasst uns das unbedingt wiederholen!"
Einige Wochen zuvor, der Sommer zeigt sich gerade wieder einmal von seiner besten Seite, ein Sonntagnachmittag der so recht nicht auf seinen Namen hören will, und wir sitzen auf nassem Sandstein zwischen Mönchsloch und Nonnenfelsen. In unseren Bäuchen schlummern Gulasch und biem´sche Semmeknödel. Nicht nur derentwegen ist die Stimmung im Gegensatz zum Wetter wunderbar und kletterfreudig: "Wir freuen uns schon auf den zweiten Teil unseres Austauschs bei uns/euch in Tschechien!"
In zeitlich umgekehrter Reihenfolge stehen hier zwei Momentaufnahmen der beiden Kletterwochenenden in Jonsdorf und Sloup v Cechach. Um Rechenschaft darüber abzulegen, dass es menschlich, kulinarisch und bergsteigerisch gelungene Tage waren, die unbedingt wiederholenswert sind, könnten diese Zitate schon ausreichen - es sollen aber noch ein paar Zeilen folgen, die allen, die nicht dabei sein konnten, ein nachträgliches Dabeisein ermöglichen.
Los ging alles mit einer guten Idee. Wichtig ist aber, dass solche dann auch tatsächlich umgesetzt werden. Überraschender als diese Binsenweisheit, wie einfach das ablief: Einige Zeit vor dem ersten Wochenende in Jonsdorf trafen sich die Betreuerinnen und Betreuer aus Deutschland und Tschechien im Zittauer Gebirge. Weil wir es für sinnvoller hielten, gemeinsam klettern zu gehen, als nur dazusitzen und die notwendigen Dinge abzusprechen, fuhren wir an das Hussittenriff. Im Falle mäßigen Wetters wäre das ja auch ein gutes Ziel für das Klettern mit der Gruppe.
Kletternd sprachen wir uns ab über Seilkommandos und wie die Jugendlichen sie zweisprachig lernen können, sprachen über abendliche Lagerfeuer und was es darüber zu brutzeln geben würde. Am Ende des Nachmittages hatten wir nicht nur ein gutes Gefühl, sondern auch eine ziemlich gute Vorstellung, wie die beiden Wochenenden aussehen werden würden.
Als hätte es keine Lücke zwischen diesem Planungstreffen und dem Juliwochende gegeben, sitzen wir am ersten Abend am eben noch geplanten Lagerfeuer. Es brutzelte. Und es brabbelte. (Wie so oft in der Grenzregion, war das Deutsch der Tschechen besser als andersherum.) Und es juckte auch schon ein bisschen in den Fingern - am meisten vielleicht bei den tschechischen Jugendlichen, die sich auf das felsige Neuland freuten.
Wir hatten uns gut kennengelernt, es hatte sich eine feine kleine Gruppe zusammengefunden. Das alles, es soll hier nicht unterschlagen werden, sehr zu Freude der Erwachsenen, die Hüttenruhe ausriefen, promptes Verkriechen auf den Hüttenboden beobachteten, und so die Möglichkeit hatten, die Lagerfeuerszene angemessen auszubauen und zu verlängern. (Hierzu geistig abzurufen: Gitarrenmusik und Gesang)
Nachdem frühmorgendlich eine unverzichtbare, aber eben doch zunächst fehlende, klebrig-braune Frühstückszutat im Jonsdorfer Einkaufsladen besorgt worden war, wurde ordentlich losgefrühstückt.
Wir mussten uns stärken, denn der erste Gipfel, den es zu erklettern galt, war der Feuerstein.
Wahrscheinlich haben wir mit unserem Besuch dem monumentalen Gipfel eines der Jahre mit den meisten Begehungen besorgt. Möglich sogar, dass es die größte Menschenansammlung zur gleichen Zeit seit der Erschließung war. Einen Superlativ hat das Austauschprojekt also schon am Tag 1 hervorbringen können. Hierfür gab es natürlich einen Grund: Auf der Gipfel-Rampe konnten alle Teilnehmer*innen zusammensitzen, ohne dass es dafür besonderer Seiltechnik oder Akrobatik bedurft hätte. Das Ergebnis, ein wunderbares Gruppenfoto, kann sich wohl sehen lassen.
Es wurde dann auch noch an den höheren Wänden des Hussittenriffs und -turms und der Bergfreinadel geklettert. So war der Tag schneller vorbei, als wir Sandstein/piscovec sagen konnten und wir fanden uns an der Hütte in Jonsdorf wieder. Mit der Dunkelheit kündigte sich auch schon an, was viele von uns gern verdrängt haben: Regen. Erst durch das offene Dachbodenfenster spürbar und am nächsten Morgen unübersehbar. Mist.
Es ging am zweiten Tag also in die Plaste zum Klettern. Richtig cool dabei war allerdings zu sehen, um wie viel besser es sich noch einmal beim Bouldern zusammenkommen lässt. Weil die Zittauer noch etwas vom Jonsdorfer Gebiet zeigen wollten, ging es nach dem Mittagessen wenigstens noch einmal auf eine kleine Wanderung durch die Nonnenfelsen.
Sloup begrüßt uns dafür in ganz entgegengesetzter Weise: Es ist warm und war zuvor tagelang trocken gewesen! Doch diese Randbedingungen für ein gutes Kletteraustauschwochenende allein tragen ja nur ganz gering zu dessen Erfolg bei. Wichtiger - wer bisher aufmerksam mitgelesen hat, weiß schon Bescheid, ist die Nahrungsversorgung! Und hier gab es eine echte Überraschung: Noch nicht einmal den Rucksack aus dem Kofferraum gehoben, duften uns schon selbstgemachte Kuchen und Kekse entgegen. Noch einmal ein riesiges schmatzendes Dankeschön dafür!
Die Gruppe bezieht die ebenso riesige Unterkunft und wir setzen uns an das obligatorische Lagerfeuer, um die neu Hinzugekommenen kennenzulernen und die nächsten Tage zu besprechen.
Und ja, es brutzelte auch wieder. Es folgte auch noch eine Überraschung, nämlich handgemachte Perlenarmbänder für alle Teilnehmer*innen! Sportlich wurde es noch beim Schwimmen im nahegelegen See (oder zumindest beim Weg dorthin). Ausklingen konnte der Abend dann beim gemeinsamen Kletterfilm schauen, womit für ausreichend Motivation für den kommenden Klettertag gesorgt war. Es geht die Legende um, dass es bei den Betreuer*innen auch wieder etwas später wurde, als bei den Jugendlichen.
Am ersten Klettertag an den Felsen von Sloup gab es vor dem ersten Felskontakt eine wichtige Einführung in die Besonderheiten des Kletterns vor Ort, die sich so zusammenfassen lassen: Nach dem dritten Mal überlegen, ob der Fels vor der kletternden Nase wirklich als Griff angepackt werden will, unbedingt noch ein viertes Mal nachdenken! Und mit den Füßen genau dasselbe!
Nach dem ganzen Überlegen winken und rufen wir uns schließlich von zwei im Tal gegenüberstehenden Gipfeln, der Freiheitsstatue/Socha svobody und dem Türkenkappel/Kiefernturm/Turecka hlava aus zu. Für manche unter uns ging es übrigens nicht nur kletternd sondern auch springend zum Gipfel der Freiheitsstatue/Socha svobody. Das war für einige eine ganz schöne Überwindung.
Am Nachmittag stand wieder der See auf dem Programm und da wir alle ziemlich viel Hand und Fuß an den Fels gelegt hatten, schliefen wir schon bald in süßen Träumen. Das Sandmännchen konnte sich seinen Besuch allerdings sparen, da der Fels ja, wie schon beschrieben, sehr aufgeschlossen war.
Knall-hart war der Fels dafür am zweiten Tag und zwar aus einem ungewöhnlichen Grund und auf zwei Weisen: Wir kletterten in einem alten Steinbruch, der auch für einige Zeit als Schießstand genutzt worden ist (das ist der Knall) und in dem nun die Outdoor-Kletterhalle unserer tschechischen Freunde eingerichtet ist. An den Spuren der Projektile und vielen künstlichen Griffen geht es sonst glatte und perfekt senkrechte Wände hinauf, in denen in Schlüsselstellen kein Schummeln möglich ist (und das ist hart).
Vor allem aber lässt es sich umgeben von den drei Wänden wunderbar als Gruppe klettern, weil man nie weit voneinander weg ist. Zur Perfektion treiben lässt sich das Erlebnis mit der Nutzung der in der Mitte dieser Outdoor-Halle befindlichen Feuerstelle: Die ersten Ringe waren noch nicht geklinkt, da brutzelten schon Zwiebeln in zwei Kesseln und schmatzten schon die ersten Münder in Vorahnung des leckeren Gulaschs.
Die Unterarme wurden immer dicker und die Zeit nun leider auch nicht mehr und so wanderten wir zum Nachmittag noch auf den Aussichtspunkt über dem Dorf Sloup, dessen Ausblick ganz am Anfang dieses Berichts stand.
Vorbei. Schade, denn das waren zwei wunderbare Wochenenden!
Es ist Anfang Oktober und wir sitzen in holzumrahmter Geselligkeit bei Wein und Brot in einer warmen Stube oberhalb von Novy Bor. Vom Schwitzen und Baden der Septembertage ist nur noch die Erinnerung übrig, denn draußen kündigt sich die kalte Jahreshälfte in jugendlicher Frische an. Wir schmieden Pläne für den Winter (gemeinsames Klettern in der Plaste? Langlaufausflug?) und den nächsten Sommer - wir wollen gern spontane Aktionen versuchen, legen aber sicherheitshalber schon mal eine gemeinsame Fahrt in den fränkischen Kalk zu Beginn der tschechischen Sommerferien fest. Hoffentlich ist es bald soweit.
Ein Nachsatz im Advent: Da der goldene Herbst dieses Jahr vollständig ausgefallen ist und daher die letzten Klettermeter in der Erinnerung ungefähr in den Zeitpunkt der Geschichte rücken, als Menschen das Internet noch für eine vorübergehende Modeerscheinung hielten, mag dieser Bericht an manchen Stellen und bei manchen Menschen wehmütige Gefühle auslösen.
Das war Absicht.
Aber es gibt auch Erbauliches zu vermerken: Erstens geht die Rede um vom besten Winter seit Jahren und zweitens - für diejenigen, die lieber barfuß klettern wollen, sollten die Tage auch in diesem Jahr ab 21.12. wieder länger werden.
Nick
Was der Schreiberling dieses Berichts nicht wusste, ist der nicht zu verachtende und deshalb wenigstens hier zu erwähnende Bürokratische Aufwand, der hinter diesen wunderbaren Erlebnissen steht:
Diese Austauschwochenenden wurden gefördert durch den Fonds für regionale Entwicklung der Europäischen Union und durch das Kooperationsprogramm Freistaat Sachsen - Tschechische Republik 2014-2020 "Ahoj sousede. Hallo Nachbar."
Damit einher gehen natürlich viele Stapel Papier, Anträge, Formulare, Listen etc. Für die Stunden die dafür von unserem Vorstand und unserem tschechischen Vorbereitungsteam geleistet wurden, möchte ich mich hier besonders bei Bernd Stieler, Petra Sochova, Vladia, Honza, Roman und Karina bedanken.